Der ambulante Pflegedienst –
(m)eine bewusste Entscheidung

Raus aus der Klinik und rein in die ambulante Pflege

Wie alles begann

Nach über zwanzig Jahren Tätig­keit in der Klinik begann Ende 2019 mein Neustart in der ambu­lanten Pflege bei der Diakoniesta­tion Stuttgart. Da ich beides kenne, möchte ich gleich zu Anfang klarstellen, dass die Arbeit in der Klinik und die Ar­beit in der ambulanten Pflege für mich keine unterschiedliche Wer­tigkeit oder Gewichtung haben.

Beides ist wertvolle Arbeit am und mit dem Menschen. Beides benö­tigt ein hohes Maß an Professiona­lität und Fachwissen. Mein Einstieg in die Pflege be­gann schon 1998 mit einem Dia­konischen Jahr in einer Klinik in Chemnitz. Nach der Ausbildung zum Krankenpfleger folgte der Umzug nach Stuttgart. Im Ka­tharinenhospital arbeitete ich für acht Jahre auf einer HNO-Station mit onkologischem Schwerpunkt.

Aber noch mehr Fachwissen kann nicht schaden, dachte ich mir, und so wechselte ich auf die Internis­tische Intensivstation. Die zwei­jährige Ausbildung zum Fachkran­kenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie hat meine Erwartun­gen nicht enttäuscht und meinen Horizont mehr als erweitert. Die letzten sechs Jahre im Klinikum arbeitete ich in der Anästhesie.

Hier konnte ich sämtliche chirur­gische und diagnostische Eingriffe sehen und innerhalb meines Tätig­keitsspektrums begleiten, die eine Klinik der Maximalversorgung an­bietet. Ich bin unglaublich dankbar für diese lehrreiche Zeit. Und doch stellte sich bei mir immer mehr das Gefühl ein, die Pflege und die Medizin wortwörtlich satt zu haben.

Man hat alles gesehen, alles gemacht und auch gekonnt. Häufig bestand die größte Her­ausforderung nur noch darin, die vorgeschriebenen Zeitfenster ein­zuhalten.

Ausstieg? Umstieg!

Ich spielte intensiv mit dem Gedan­ken, aus der Pflege auszusteigen. Zumindest aus der Pflege, wie ich sie bisher kannte. Die Diakonie in Stuttgart zeigt auf ihrer Internet­seite sehr eindrücklich, wie breit sie aufgestellt ist. Von stationärer, teilstationärer und ambulanter Betreuung, dauerhaft, kurzzeitig oder immer wieder … alles ist dabei.

Das machte mich neugierig und so schrieb ich eine Initiativbe­werbung, ohne mich für eine kon­krete Stelle zu interessieren. Ich wollte es anderen überlassen, auf welchem Platz sie mich sehen. Beim Vorstellungsgespräch wur­de mir klar, dass es sich um den ambulanten Pflegedienst der Dia­koniestation Stuttgart handelte, der sich für mich interessierte.

Der wäre jetzt nicht unbedingt meine erste Wahl gewesen. Aus der Aus­bildungszeit hatte ich nicht die besten Erinnerungen an die ambu­lante Pflege. Doch das Gespräch war sehr erfrischend und die wohnortnahe Arbeitsstelle reiz­voll. Ich sagte einer Hospitation zu und entschied mich tatsächlich schnell für den Wechsel zu diesem neuen Arbeitgeber, der Diakonie­station Stuttgart.

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Die andere Arbeit

Was mich von Anfang an über­raschte, war das fast schon un­glaubliche Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Alle Vorgesetzten auf sämtlichen Ebe­nen, einschließlich der Geschäfts­führung, sind Pflegefachkräfte. Das kannte ich so noch nicht – und der Unterschied ist durchaus spür­bar. Es herrscht nicht nur Vertrau­en in das Wissen, sondern auch ein Verständnis für sämtliche Belange der Mitarbeitenden.

Es gibt viel Freiraum, den man nutzen kann, um seine persönliche fachliche Note in die Arbeit einzubringen. Ich bekomme die Zeit für meine pflegerische Arbeit, die ich be­nötige, und ich entscheide selbst­ständig, wann ich Pause mache bzw. ein Einsatz zufriedenstellend beendet ist. Das Vertrauen und die Dankbar­keit der Kunden für mich und mei­ne Arbeit empfinde ich ebenfalls als großes Geschenk.

Man sieht nicht nur die Diagnose, sondern – mehr, als dies in der Klinik mög­lich gewesen wäre –, den ganzen Menschen. Natürlich auch mit allen Chancen und Defiziten im jeweiligen Umfeld. Ganz überwie­gend werde ich lächelnd empfan­gen. Und wenn nicht, zumindest lächelnd verabschiedet. Von mei­ner klinischen Erfahrung profitiere ich auch hier.

Schließlich besteht der Großteil meiner Aufgaben aus Behandlungspflege. So beglei­ten mich Wundversorgungen, In­jektionen, Infusionen, Drainagen und Katheter auch weiterhin im Arbeitsalltag.

Die Zukunft

„Sie haben es sicher eilig“, höre ich Passanten oft sagen, wenn ich jemandem eine Haustüre aufhalte. Es wird inzwischen erwartet, dass eine Pflegekraft im Dauerstress ist und unter chronischer Zeitnot und Überstunden leidet. Zeitdruck kann vor allem bei kurz fristigen Krankheitsausfällen unter Kolleginnen und Kollegen durch­aus auch bei der Diakoniestation Stuttgart vorkommen.

Allerdings ist der Vorteil zur stationären Pfle­ge, dass längerfristige Personal­entwicklungen zwangsläufig auch zu einer Anpassung im Kunden­stamm führen. Als ich mich vor fünf Jahren ent­schied, zur Diakoniestation Stutt­gart zu wechseln, erntete ich hauptsächlich ungläubiges Kopf­schütteln. Meine damaligen Kol­legen in der Anästhesie-Abteilung eines großen Klinikums konnten mein Motiv nicht nachvollziehen.

Tatsächlich ist es ein eher unüb­licher Werdegang für einen Fach­krankenpfleger der Anästhesie und Intensivmedizin, in die häus­liche Alten- und Krankenpflege zu gehen. Doch für mich überwog im klinischen Alltag oft der Zeit­druck, dem man nur mit zwischen­menschlichen Kompromissen ge­recht werden konnte. Bei der Diakoniestation Stuttgart erlebe ich durchdachte Touren­pläne, die mir Zeit lassen für den Kunden.

Meine Vorgesetzten sind durchweg selbst erfahrene Pflege­kräfte und setzen großes Vertrau­en in die Kompetenzen ihrer Mit­arbeitenden. Durch meinen kurzen Arbeits­weg sage ich gern, dass ich jetzt „Homeoffice“ in der Pflege habe. So kann ich z. B. meine Pause bei mir zu Hause auf der Terrasse ver­bringen. Und wenn ich nach dem Frühdienst noch Joggen oder zum Fitnesstraining gehe, bin ich um die gleiche Zeit zurück daheim wie früher im Klinikdienst.

Inzwischen wurde ich zur Bezugspflegekraft weitergebildet. Das bedeutet, ich habe Kenntnisse über die Finan­zierung der Pflege erhalten, führe selbstständig Beratungsgespräche mit Kunden und begleite die Assis­tenten fachlich in der Pflege. Alles in allem fühle ich mich angekommen auf einem abwechs­lungsreichen Arbeitsplatz und bei einem motivierenden und wertschätzenden Arbeitgeber.

Aus die­sem Grund schaue ich positiv in die Zukunft und bin mir auch wei­terhin sicher, die richtige Entschei­dung für mich getroffen zu haben.

Alexander Haug – Bezugspflegekraft aus dem Pflegebereich Plieningen-Birkach, Stuttgart