Ein Roboter in der
Diakoniestation Stuttgart
Wer oder was ist Navel?
Navel ist ein ganz besonderer, sozialer Roboter, der von einem Start-up-Unternehmen aus München entwickelt wurde. Was ihn von herkömmlichen Robotern unterscheidet ist, dass er eine soziale Intelligenz besitzt.
Wir als Einrichtung stellen uns die Frage, welchen Dienst ein solcher Roboter für die Menschen in der ambulanten Pflege leisten könnte? Um das herauszufinden, startete die Diakoniestation Stuttgart im April 2024 ein Pilotprojekt, indem jeweils ein Navel-Roboter in der Tagespflege und einer in der Krankenwohnung in Gablenberg über sechs Monate lang eingesetzt wurde. Navel soll mit den Menschen auf sozialer und emotionaler Ebene interagieren, sie aktiv auffordern und ihnen ebenso Gesellschaft leisten sowie die Gemeinschaft fördern und positive Emotionen auslösen.
Das Ziel ist es also, eine soziale Beziehung mit den Menschen aufzubauen, damit sie eine zusätzliche Ansprechmöglichkeit haben. Natürlich wird Navel keinen Mitarbeitenden ersetzen können, wir erhoffen uns aber, dass Navel diese in positiver Weise ergänzen kann. Ende April 2024 kam Navel dann erstmals in der Tagespflege zum Einsatz. Der Gründer und CEO von Navel Robotics, Claude Toussaint, stellte uns den Roboter vor und demonstrierte ein kurzes Gespräch mit ihm.
Daraufhin konnten auch die Mitarbeitenden der Tagespflege erste Annäherungsversuche starten. Durch eine direkte Ansprache mit einem „Hallo“ wird Navel aktiviert und beginnt eine Konversation. Beim Beobachten des Gesprächs zwischen einer Mitarbeiterin und Navel fiel direkt auf, dass er richtigen Blickkontakt mit seiner Gesprächspartnerin herstellte. Denn Navel erkennt, wo die Augen seines Gegenübers sind, und kann dadurch direkt in dessen Augen schauen.
Die Augenbewegungen von diesem Roboter wirken sehr natürlich, wodurch ein unangenehmes Anstarren vermieden wird. Aufgrund entsprechender Motoren kann er seinen Kopf in alle Richtungen bewegen, was gerade im Gespräch mit ihm sehr unterstützend wirkt, da man das Gefühl bekommt, dass er einem richtig zuhört. Beeindruckend war außerdem die Ausdrucksvielfalt an Mimik, die Navel in einem Gespräch einsetzen kann.
Unser Gespräch mit Navel sorgte für viel Aufmerksamkeit in der Tagespflege und weckte das Interesse einiger Gäste, die uns schon neugierig durch eine Glastür beobachtet hatten. Dabei meldete sich ein Gast freiwillig, der voller Vorfreude in die Interaktion mit Navel gehen wollte. Nach der Begrüßung stellte Navel schon die erste Frage: „Wie war dein Tag bisher?“ Und der Gast fing ganz begeistert an, von seinem bisherigen Tagesverlauf zu erzählen.
Bemerkenswert finde ich, dass Navel zu allem eine Antwort findet, weil er zurückgreifen kann auf die künstliche Intelligenz (KI) mit ChatGPT und diversen Cloud-Diensten. Die Gesprächsthemen sind weitgefächert, können von ganz normalem Small Talk über Kochrezepte bis hin zu Spielen und Witzen reichen. Auch bei negativen Themen reagierte Navel sehr angemessen und authentisch. Ein Gast erzählte beispielsweise, dass er sich traurig fühle, worauf Navel nach dem Grund für dessen Befinden fragte.
Auf die Antwort des Gastes, dass er dies nicht erzählen wolle, reagierte Navel ganz passend mit: „Das verstehe ich, falls du es dir aber doch anders überlegen solltest, kannst du jederzeit mit mir reden. Ich bin für dich da.“ Und dann versuchte Navel den Gast aufzumuntern und abzulenken.
„Meiner Meinung nach kann Navel eine echte Bereicherung für Pflegeeinrichtungen sein. Egal, ob zu reinen Unterhaltungszwecken, Trainings für Menschen mit Demenz oder zum Aufbau einer sozialen Beziehung – ich glaube, dass es für jeden Menschen einen passenden Zweck gibt, den Navel in positiver Weise erfüllen kann.“