Humor und die Kraft des Lachens und der Freude
„Humor und die Kraft des Lachens und der Freude“
Wird man als Pflegender nach seinem Beruf gefragt, dämpft der Gesprächspartner auf die Antwort hin meist den Tonfall und äußert sich hochachtungsvoll. Mit einiger Sicherheit folgt dann der Ausspruch: „Das könnte ich nicht, diese Arbeit ist doch so schwer.“ Tatsächlich ist das ja auch manchmal so. Aber gleichzeitig gibt es täglich viele komische Situationen und Heiterkeit im Pflegealltag.
Patienten und Patientinnen finden Humor hilfreich
Eine Studie ergab, dass Patienten Humor bei Pflegenden meist schätzen. Er kann helfen, Abstand zu aktuellen Ängsten und Sorgen zu gewinnen und schwierige Situationen zu entspannen. Patienten fühlen sich besonders angenommen und wertgeschätzt, wenn ihnen Pflegende im Alltag mit Humor begegnen oder auf ihre Scherze eingehen. Dazu ein Beispiel, das ich vor einigen Tagen in meinem beruflichen Alltag erlebt habe. Die Patientin hatte eine ausgeprägte allergische Reaktion erlitten und es ging ihr gar nicht gut. Die Stimmung war sehr angespannt, der Ehemann äußerst besorgt. In großer Eile erfasste ich die wichtigen Vitalwerte wie Puls und Blutdruck.
Der herbeigerufene Notarzt kam, ich stellte die für die Erstbehandlung benötigten Medikamente aus dem Fundus des Rettungsrucksacks bereit. Unter anderem war die Gabe einer hohen Dosis Cortison und eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung notwendig. Nach etwa fünfundzwanzig Minuten begannen die verabreichten Medikamente zu wirken, der Patientin ging es deutlich besser, aber alles lief auf die Verlegung in eine Klinik hinaus.
In dieser Wartezeit sagte ich zu der Patientin:
„Wenn Sie jetzt bei der Tour de France dabei wären, würden Sie auf jeden Fall positiv getestet!“ Der gerade noch so angespannte Ehemann lachte spontan auf und meinte, er sei Kraftsportler und dürfe in seiner Klasse auch nicht dopen. Plötzlich war die ganze Situation deutlich entspannter. Die Patientin wurde kurz danach von einem Krankenwagen abgeholt und in eine Klinik gebracht.
Dies war ein typisch situativer Humor, der natürlich nicht zu planen ist, sondern von den Beteiligten und ihrem Sinn für Humor und Komik sowie Kreativität, Mut, Respekt und dem Gespür für die Situation lebt.
Was ist Humor?
Humor ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die in allen Kulturen der Welt zu finden ist. Heitere Gelassenheit kann bei der Bewältigung herausfordernder Lebensumstände helfen und sie lässt sich ganz bewusst entwickeln und trainieren.
Humor wirkt auf Körper, Seele und Beziehung
Beim Lachen kommen Bereiche des gesamten Körpers zum Einsatz und das hat vielfältige, sehr positive Auswirkungen. So führt Lachen dazu, dass vermehrt Sauerstoff aufgenommen, der Stoffwechsel beschleunigt sowie das Herz-Kreislauf-System angeregt und somit auch trainiert wird. Gleichzeitig werden Stresshormone abgebaut, Endorphine produziert und das Immunsystem gestärkt. Lachen kann sogar gegen Schmerzen helfen. Schon eine Viertelstunde Freude kann die Schmerzempfindlichkeit absenken. Wer viel lacht, lebt meist gesünder und zufriedener. Für stillere Menschen kann schon ein kleines Lächeln Balsam für Geist und Seele sein, denn es löst äußere und innere Spannungen.
Humor in der Pflege
Mitarbeitende in der Pflege können dieses Wissen nutzen, um zu einer besseren Lebensqualität ihrer Pflegekunden beizutragen. Humor wird auch als wertvolles Instrument zur Kontaktaufnahme mit älteren Menschen im häuslichen Bereich bei den Einsätzen der Mitarbeitenden genannt. Er dient zugleich der Erschließung der Motivation und Bereitschaft älterer Menschen, die Hilfsangebote der Diakoniestation so annehmen zu können.
Wie kleine Freuden das Leben bereichern können
Ein Lächeln, die Wintersonne oder einfach ein gutes Buch: Es gibt viele kleine Dinge, die uns Freude bereiten können. Wenn wir sie in unserem Leben bewusst genießen, kann das zu unserem Glück beitragen. Ein Winterspaziergang am Bärensee oder eine Verabredung zu einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen müssen nicht teuer sein. Gerade die kleinen Dinge im Alltag werden manchmal von uns unterschätzt. Mit ihrem bewussten Erleben lässt sich viel Zufriedenheit im Leben gewinnen. Wenn wir auch die einfachen Freuden genießen können, hat das eine entscheidende Auswirkung auf unsere Lebensqualität: Wer in der Lage ist, kleine Freuden zu erspüren, kann Stress und Drucksituationen gestärkt begegnen.
Zeit für andere einplanen
Warum also nicht auch anderen Menschen in unserem Umfeld eine kleine Freude machen? Gerade die Begegnungen mit anderen können ganz bewusst eingeplant werden. Man könnte zum Beispiel einen alten Bekannten oder Freund besuchen, den man lange nicht gesehen hat, und ihm ein Stück Kuchen mitbringen. Oder wie wäre es, wieder mal einen Brief zu schreiben? Das Versenden des Briefes kostet nur ein paar Cent, die Freude über einen handgeschriebenen Brief ist beim Empfänger dagegen meist riesig.
Begegnungen mit anderen zu haben, gehört zu den wichtigsten kleinen Freuden. Wie wir unsere Zeit so füllen, dass sie uns und den Menschen um uns herum guttut, ist allerdings höchst individuell und natürlich auch abhängig von den eigenen Möglichkeiten und den Bedürfnissen der Mitmenschen.
Text: Marc Ellinghaus