Schritt für Schritt

Pflegedienstleiter Helmut Schumacher mit Schrittzähler im Einsatz

Es ist Samstag, der 6. März 2021, 6:30 Uhr. Seit dem 1. März verwenden wir Tablets für die mobile Leistungserfassung bei uns in der Diakoniestation Stuttgart. Da ich als Pflegedienstleitung das System auch einmal im Livebetrieb erleben wollte, nutze ich die Chance am heutigen Tag, fahre eine Tour und schaue gleichzeitig, wie viele Schritte ich dabei laufen werde. Mich erwartet ein Frühdienst mit 29 Einsätzen in 25 Haushalten in den Stadtteilen Mühlhausen, Mönchfeld und Freiberg. Die Leistungen sind zum größten Teil ärztlich verordnet, daher auch die hohe Anzahl an Einsätzen. Mein Schrittzähler zeigt: Ich bin zu Dienstbeginn bereits 480 Schritte und ein Stockwerk gelaufen. Ob ich die 10.000-Schritt-Marke bis zum Feierabend gegen Mittag schaffen werde? Ich bin gespannt!

Schritt für Schritt

Es geht los!

Ich starte das Tablet. Es zeigt mir meine heutige Tour an und teilt mir mit, welche Schlüssel ich mitnehmen muss. Ich packe alles ein und fahre los. Am Anfang der Tour ist es für mich noch ungewohnt, mit Tablet und Pflegetasche in die Haushalte zu gehen. Beides lege ich ab, um die Kunden zu versorgen. Bei den ärztlich verordneten Leistungen sind es oft nur wenige Minuten, die man im Haushalt ist. Ich komme schnell voran.

Besuch der ältesten Dame

Mittlerweile ist es kurz vor 9:00 Uhr. Die Dame, die ich jetzt zu versorgen habe, ist mit ihren 95 Jahren und neun Monaten unsere aktuell älteste Kundin. Sie lebt noch allein zu Hause und bekommt von uns ihre Kompressionsstrümpfe morgens an- und abends ausgezogen. Die restliche Versorgung übernehmen ihre Kinder. Als ich ihre Wohnung betrete, sitzt sie vor dem Fernseher und macht Gymnastik. Sie erkennt mich hauptsächlich an der Stimme, da sie kaum noch etwas sieht. Sie freut sich und meint, ich sei ja schon eine ganze Weile nicht mehr bei ihr gewesen. Während ich ihr die Kompressionsstrümpfe anziehe, unterhalten wir uns ein wenig. Dann bestätige ich die Erbringung der geplanten Leistungen auf dem Tablet, verabschiede mich von ihr und mache mich auf den Weg zur nächsten Kundin.

Die Zeit läuft

Zunehmend zeitaufwendig wird die Parkplatzsuche in der Stadt. Aufgrund der Coronapandemie arbeiten mehr Stuttgarter im Homeoffice, sprich, es werden öffentliche Parkplätze belegt. Besonders schlimm ist es laut Kolleginnen und Kollegen am Sonntag, weil viele zu Hause sind. Da muss man wirklich froh sein, wenn man einen Parkplatz findet. Manchmal ist dann der Fußweg vom geparkten Auto zum Haushalt länger als unter der Woche. Inzwischen ist es 10:24 Uhr, 24 Einsätze habe ich bereits hinter mir. Es ist Zeit für die gesetzlich vorgeschriebene Pause, zumal ich Mittagsinsuline und -medikamente jetzt noch nicht verabreichen kann. Und was sagt mein Schrittzähler? 6.277 Schritte und 21 Stockwerke! Ich habe mir vor Jahren angewöhnt, den Aufzug erst ab dem vierten Stock zu benutzen. Daher habe ich jetzt doch einige Stockwerke mehr als zu Dienstbeginn.

Die Schritte sind gezählt

Ich versorge die restlichen fünf Kunden und fahre dann um 12:45 Uhr zurück auf Station. Ich hänge die Kundenschlüssel zurück in unseren Schlüsseltresor, schaue nach, ob eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ist. Nein, es hat niemand draufgesprochen. Der Schrittzähler zeigt 7.883 Schritte und 26 Stockwerke an. Die 10.000er-Marke habe ich also heute im Dienst nicht erreicht.